Stuhlinkontinenz bei Erwachsenen und Kindern
Unter Stuhlinkontinenz wird die Unfähigkeit verstanden, den Abgang von Darmgasen, flüssigem Stuhl und festem Stuhl ausreichend zu kontrollieren. Inkontinenzen bei Harn oder Stuhl sind sehr häufige Krankheitsbilder, von denen in Deutschland etwa 9 Mio. Menschen in unterschiedlich ausgeprägter Form betroffen sind.
Dabei wird die Stuhlinkontinenz von Betroffenen meist als weitaus beeinträchtigender empfunden als eine Harninkontinenz. In vielen Fällen führen Stuhlinkontinenzen zum gesellschaftlichen Rückzug, sogar innerhalb der Familie, und zu Begleiterscheinungen wie Depressionen.
Ursachen und Schweregrad der Inkontinenzen
Eine Stuhlinkontinenz kann vielfältige verschiedene Ursachen haben. Eine Vielzahl der Betroffenen sind alte Menschen, die entweder aufgrund der Schwächung von Beckenbodenmuskulatur und Schließmuskel den Stuhl nicht mehr kontrollieren können oder aus Gründen der Nichtwahrnehmung des Stuhldrangs infolge einer Demenz. Weitere Ursachen können Lähmungen (Querschnittslähmung), Verletzungen des Schließmuskels, u.a. auch durch eine Geburt, Operationen sein und entzündliche Erkrankungen des Darm. Ursächlich können psychische Traumata, neurologische Erkrankungen wie die multiple Sklerose sein. Stuhlinkontinenzen können in verschiedenen Schweregraden, zeitweilig oder chronisch eintreten.
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Bei der Schwere der Störung werden drei Stufen unterschieden: Die leichte Form, bei der lediglich die Darmgase nicht beherrschbar sind, die mittlere Form, bei der flüssige Stühle nicht gehalten werden können und die schwere Inkontinenz, bei der Stuhl generell nicht kontrolliert werden kann. Vorübergehende Stuhlinkontinenzen können nach Operationen, durch seelische Erschütterungen, Beckenbodenschwäche nach einer Geburt, bei zeitweiligen Lähmungen, Koma, schweren Durchfallerkrankungen auftreten. In diesen Fällen sind die Ursachen gut behandelbar und die Störung klingt durch Behandlung wieder ab. Die chronische Form einer Stuhlinkontinenz begleitet meist andere chronische Erkrankungen, wie die Demenz, eine bleibende Querschnittlähmung, chronische schwere neurologische Erkrankungen.
Diagnose und Behandlung der Stuhlinkontinenz
Die Diagnose muss infolge der Unterschiedlichkeit der Ursachen sehr sorgfältig von einem Facharzt, dem Proktologen, gestellt werden. Hierzu sind sowohl die örtliche körperliche Untersuchung, mit einer endoskopischen Untersuchung, der Proktoskopie, erforderlich, sowie die gründliche Erhebung der Krankengeschichte und Vorgeschichte der Erkrankung. Weiterführende Behandlungen werden dann von den jeweiligen Fachärzten durchgeführt. Dies können Behandlungen leichterer Fälle durch Beckenbodengymnastik sein, in schwereren Fällen kann sowohl medikamentös wie auch neurologisch, psychiatrisch oder chirurgisch durch eine Operation behandelt werden. Ein chirurgischer Eingriff wird immer der letzte Schritt sein. Die Operation kann beispielsweise erforderlich sein, wenn Tumorerkrankungen vorliegen. Im Laufe einer Operation kann auch als der seltene Ausweg ein künstlicher Darmausgang, Anus praeter, gelegt werden oder eine Transplantation von anderem Muskelgewebe zur Wiederherstellung des Schließmuskels.
Hilfsmittel bei der Stuhlinkontinenz
Es gibt zahlreiche Hilfsmittel, die bei einer Stuhlinkontinenz verordnet werden können. Dazu gehören Inkontinenzvorlagen, Analtampons oder auch Stuhlauffangbeutel. Diese Hilfsmittel sorgen vor allem dafür, dass sich die Betroffenen ungehemmter bewegen können und ebenfalls die Wäsche sauber gehalten werden kann. Die erforderlichen Hilfsmittel werden, wie auch die Behandlung, von den Krankenkassen erstattet, sofern eine ärztliche Verordnung vorliegt. Betroffene sollten jedoch nicht die Verwendung von Hilfsmitteln einer gründlichen fachärztlichen Diagnose vorziehen. In vielen Fällen kann mit der entsprechend gezielten ärztlichen Behandlung eine Stuhlinkontinenz teils oder gänzlich wieder beherrschbar werden. Gerade bei den leichteren Formen der Gesundheitsstörung sind vielfach bereits schon Beckenbodengymnastik, oft auch eine begleitende Umstellung der Ernährung hilfreich, um die Störung wieder in den Griff zu bekommen.